Geschichte

Von den Anfängen 1919 bis heute: Die Entwicklung der Saarbrücker gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft

Von der „Gründerzeit“ bis zur Evakuierung im Zweiten Weltkrieg

1909 war das eigentliche „Gründungsjahr“ der heutigen Großstadt Saarbrücken: Die Städte St. Johann, Saarbrücken und Malstatt-Burbach schlossen sich zur Stadt Saarbrücken zusammen. Die damaligen Bemühungen zur Verbesserung der Wohnverhältnisse durch die Stadtverwaltung konnten mit der Eigendynamik der Stadtentwicklung nicht mehr Schritt halten.

Eine nachhaltige Verbesserung der großen Wohnungsnot versprach man sich durch die Gründung eines gemeinnützigen Wohnungsunternehmens: Am 21. August 1919 wurde der Gesellschaftsvertrag zum Abschluss gebracht, der die Gründung der Saarbrücker gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft beinhaltete.

Um keine Zeit bis zur Aufnahme der eigentlichen Tätigkeit der Gesellschaft zu verlieren, nahm bereits im Juli 1919 die „Geschäftsstelle für städtischen Wohnungsbau“ die Bautätigkeit auf. In der Julius-Kiefer-, der Aachener und der Halbergstraße wurde mit dem Bau von 20 Wohnhäusern mit 60 Wohnungen begonnen. Die Fertigstellung erfolgte durch die neu gegründete Siedlungsgesellschaft, die am 01. April 1920 offiziell ihre Arbeit aufnahm.

Noch im gleichen Jahr begann die SGS mit dem Bau eigener Mietwohnhäuser: In Malstatt und St. Arnual erwarb man Grundstücke von privaten Eigentümern und baute in den Jahren 1921 bis 1925 insgesamt 44 Wohnhäuser mit 287 Wohnungen. Bis zum Jahre 1928 wurde in Malstatt der Bau von weiteren 515 Sozialwohnungen in der Tauentzien-, Wendel-Schorr- und Bülowstraße sowie am Josef-Wagner-Platz und auf dem Wackenberg in der Rubensstraße vorangetrieben.

In den darauffolgenden Jahren war bei der Saarbrücker gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen: Bis zur zweiten und letzten Evakuierung im Jahre 1944 hat die Gesellschaft alleine im Mietwohnungsbau in Saarbrücken 645 Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 2.717 Wohnungen errichtet.

Eine weitere dringliche Aufgabe der Gesellschaft war es, für breite Schichten der Bevölkerung den Erwerb von Eigentum zu ermöglichen: So baute die Siedlung bereits in den dreißiger Jahren 475 Einfamilien- und 86 Zweifamilienhäuser, so zum Beispiel „Im Füllengarten“ und „Lindenhof“ sowie 289 Siedlerstellen auf dem Rastpfuhl und im Dorf im Warndt. Die Häuser wurden den Bewohnern zu günstigen Konditionen angeboten.

Vom Wiederaufbau bis zum wirtschaftlichen Aufschwung in den 60ern

Saarbrücken hatte nach dem Zweiten Weltkrieg mit schlimmen Schäden in der ganzen Stadt zu kämpfen. Eine Bestandsaufnahme im April 1945 ergab, dass alleine im Bestand der Siedlungsgesellschaft 217 Häuser mit 1.295 Wohnungen völlig zerstört und ein Großteil der restlichen Wohnungen erheblich beschädigt und damit unbewohnbar waren. Die wirtschaftliche Gesamtlage machte es unmöglich, an einen zügigen Wiederaufbau zu gehen. Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft konnte lediglich durch den Krieg entstandene Schäden von einem Sachverständigen feststellen lassen und mit der Zustimmung des Städtischen Räumungsamtes die Trümmer der völlig zerstörten Wohnhäuser beseitigen. Wo es möglich war, wurden beschädigte Wohnhäuser mit eigenen finanziellen Mitten instandgesetzt.

Der Wiederaufbau zog sich bis in die sechziger Jahre, da Neubau- und Instandsetzungsmaßnahmen in großem Umfang erst ab 1956 mit der Bewilligung von Wiederaufbau-Darlehen durch die Regierung des Saarlandes durchgeführt werden konnten.

Mitte der fünfziger Jahre war der Wiederaufbau so weit fortgeschritten, dass man erneut mit dem Bau von kostengünstigen Eigenheimen beginnen konnte. 1955 bis 1957 baute die Gesellschaft sog. Kaufanwartschaftshäuser „Im Sauerbrod“ und in der Spichererbergstraße. Hier entstanden 97 Häuser mit 103 Wohnungen. Es folgten weitere 15 Einfamilienhäuser am Escher Weg.

Diese Häuser konnten den Kaufanwärtern frühestens fünf Jahre nach der Fertigstellung übereignet werden. Voraussetzung war, dass die Käufer 50 Prozent des Kaufpreises aufbrachten.

Diese Form des Eigentumserwerbs wurde von der Regierung des Saarlandes mit Darlehen (II. Hypothek) und durch Zinszuschüsse für die aufzunehmende I. Hypothek großzügig gefördert.

Neben dem Wiederaufbau und dem kostengünstigen Bau von Eigenheimen wurde ab 1956 auch der Mietwohnungsbau wieder vorangetrieben: Bis 1962 entstanden „In den Bruchwiesen“ acht Wohnblocks mit 236 Wohnungen sowie weitere 66 Wohnhäuser mit  424 Wohnungen in der Rheinstraße, Isenheimer Straße, auf dem Rodenhof, in der Fenner Straße, im Zeller Weg und im Kohlweg, in der Ziegelstraße, am Pommernring und auf der Hohen Wacht.

Anfang der sechziger Jahre machte sich der Mangel an geeignetem Baugelände in den damaligen Grenzen der Landeshauptstadt immer stärker bemerkbar. Eine nachhaltige Lösung versprach man sich von der Bebauung des Eschbergs. 1960 wurde daher der erste Teilabschnitt des von der Stadt entworfenen Bebauungsplans für den Bereich Eschberg vom Bundesministerium für Wohnungswesen und Städtebau als Demonstrativbaumaßnahme anerkannt. Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft wurde als Bauträger beauftragt. Von 1962 bis 1965 entstanden in drei Baubschnitten sechs dreigeschossige, zwölf sechsgeschossige und fünf zwölfgeschossige Wohnblocks, 168 Einfamilienhäuser und 176 Zweifamilienhäuser mit insgesamt 1.264 Wohnungen. 1969 wurden zusätzlich noch 81 Altenwohnungen (Mecklenburgring 53) fertig gestellt. Dieses neu geschaffene Wohngebiet ging nahtlos in bereits erschlossene Flächen der Stadt Saarbrücken über.

Zeitgleich führte die Siedlungsgesellschaft eine weitere Großbaumaßnahme durch: Innerhalb kürzester Zeit entstanden auf der Folsterhöhe 948 Wohnungen, ein Einkaufszentrum mit zwei Lebensmittel-Selbstbedienungsmärkten und eine Gaststätte. Mit dem Bau der Wohnsiedlung Folsterhöhe reagierte man schnell und unbürokratisch auf die auftretenden Engpässe auf dem Wohnungsmarkt. Vor allem Aussiedler und Kriegsgeschädigte aus dem Osten fanden hier günstige Wohnungen. Der Mietpreis lag 1963 bei 2,20 DM pro Quadratmeter und Monat. 340 Wohnungen wurden sogar für nur monatlich 1,80 DM pro Quadratmeter Wohnfläche an kinderreiche Familien vermietet.

Auf dem Rodenhof wurden 1965/66 in der Gräffstraße 162 Wohnungen in gleicher Bauweise fertig gestellt.

Erwähnenswert ist in dieser Phase noch der Bau von Schwesternheimen mit 448 Wohneinheiten auf dem Gelände der Winterberg-Kliniken. Die Übergabe an die Krankenhausverwaltung erfolgte Ende 1968.

Expansion ab den 70ern

Nachdem innerhalb der Stadtgrenzen ausreichend Wohnraum vor allem auch für finanziell schwächer gestellte Bürgerinnen und Bürger geschaffen worden war, wandte sich die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft ab den siebziger Jahren der Sanierung, Instandhaltung und Modernisierung zu. In der Zeit der Verknappung und damit Verteuerung der Rohstoffe wurde dabei verstärkt auf Maßnahmen zur Energieeinsparung Wert gelegt.

Neue Wohnungen wurden in den siebziger Jahren vorrangig auf dem Rodenhof in der Léharstraße und in Burbach in der Pfaffenkopfstraße gebaut. Insgesamt erstellte die SGS in diesem Zeitraum nochmals 320 Mietwohnungen in Saarbrücken.

Diese Zeit war zudem gekennzeichnet durch eine beträchtliche Ausweitung des Tätigkeitsfeldes der Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft: Nach dem neugeschaffenen Städtebauförderungsgesetz wurde man verstärkt als Bauträger für kommunale Bauvorhaben und Projekte der Stadtsanierung tätig. So ist hier Ende der siebziger Jahre insbesondere die Sanierung alter Wohnhäuser unter dem Aspekt der Erhaltung alten Wohnraums in Malstatt und in St. Johann hervorzuheben. Markantestes Beispiel ist die gelungene Sanierung am St. Johanner Markt in den Bereichen Gerber-, Türken- und Kaltenbachstraße sowie Herbergs- und Fröschengasse. Die Gesellschaft verband hier architektonisch fortschrittlichen Neubau mit der Modernisierung und Umgestaltung vorhandenen Wohnraums.

Auch kommunale Bauvorhaben wurden im Rahmen der Übernahme von Bauträgerschaften durch die SGS realisiert. Bekannte Bauobjekte sind dabei die  Bürgerhäuser in Dudweiler und in Burbach, die in den achtziger Jahren gebaut wurden. Ebenfalls erwähnenswert ist die Errichtung des Altenwohnheims in der Altneugasse in Alt-Saarbrücken: Dort wurden 108 Wohn- und Heimplätze für Senioren geschaffen.

Im Zuge der Gebietsreform nach 1974 übernahm die Gesellschaft zudem die Verwaltung des gesamten Hausbesitzes der Landeshauptstadt Saarbrücken.

Im Bereich der Eigentumsförderung baute die SGS nochmals Kaufanwartschaftshäuser in der Goerdelerstraße und am Briedelerweg sowie Eigenheime Am Hof, Am Gottwill und in Spiesen-Elversberg.

All diese Tätigkeitsfelder brachten eine erhebliche personelle Ausweitung mit sich: Organisatorische Strukturen wurden überarbeitet und um eine kompetente Betreuung der Mieter zu gewährleisten, wurde ein Sozialdienst gegründet. In diese Zeit fällt auch die Gründung von Mieterinitiativen in den SGS-Wohngebieten: Bereits zu diesem Zeitpunkt ging man dazu über, Mietern ein Mitbestimmungsrecht in Bezug auf die Wohnraum- und Wohnumfeldgestaltung zu geben, um eine stärkere Identifikation mit der Gesellschaft zu erreichen.

Zu Beginn der achtziger Jahre wurden im Rahmen des Programms der Stadt Saarbrücken zur Schaffung von Wohnraum für kinderreiche Familien noch einmal Häuser in der Hubert-Müller-, Franken und in der Bahnhofstraße in Dudweiler gekauft. Es folgten ältere Wohnhäuser in der Lessing- und in der Wilhelm-Heinrich-Straße sowie 64 Wohnungen auf dem Matzenberg, die umgebaut wurden. In der Kepler- und in der Rubensstraße errichtete die Gesellschaft altengerechte Wohnungen.

1984 baute die SGS in der Moltkestraße sieben Wohnhäuser mit insgesamt 56 Wohnungen. Hier wurde beispielhaft demonstriert, dass moderne, lebendige Architektur auch im öffentlich geförderten Wohnungsbau ihren Ausdruck finden kann. In diese Zeit fällt auch der Bau von 41 Wohnungen am Dudweiler Markt, wo die architektonische Gestaltung ebenfalls einen hohen Stellenwert einnahm.

Weitere öffentlich geförderte Wohnungen entstanden ab Mitte der achtziger Jahre bis 1990 rund um den Malstatter Markt (Stromstraße, In der Röth). In diesem Wohngebiet wurde die Neubautätigkeit dann 1991 noch einmal in der St. Josef-Straße fortgeführt. 

Die vorerst letzte große Neubaumaßnahme führte die SGS in der Waldstraße in Burbach durch: Hier entstanden 1994 im 1. Bauabschnitt 68 Wohnungen, die öffentlich gefördert wurden. Im Rahmen des 2. Bauabschnittes im Jahre 1996 kamen weitere 122 Wohnungen in der Waldstraße und in der Gebweilerstraße hinzu.

Ende der neunziger Jahre baute die SGS in Burbach in der Pfaffenkopfstraße zwölf neue Wohnungen und die Wohnanlage Am Kühlen Brünnchen / Großwaldstraße  mit 21 Wohnungen sowie vier Doppelhaushälften in Altenkessel.

Ein kleiner Exkurs zu den weiteren Unternehmen der Immobiliengruppe

Neben der SGS gibt es bei der Immobiliengruppe noch zwei weitere Unternehmen:

  • Saarbrücker Immobilienverwaltungs- und Baubetreuungsgesellschaft mbH (SIB)
  • Versicherungen und Immobilien, Beratungs- und Vermittlungsgesellschaft mbH (VIB)

Mit dem Wegfall der Gemeinnützigkeit wurde 1990 die SIB als weitere Gesellschaft gegründet. Sie nimmt neben den klassischen Aufgaben eines Wohnungsunternehmens auch die Wohnungseigentumsverwaltung wahr. Bei der SIB ist das gesamte Personal der Immobiliengruppe (mit Ausnahme der VIB-Mitarbeiter) angestellt.

 1999 wurde die VIB gegründet: Sie ist im Versicherungsgeschäft tätig. Bei der VIB ist der gesamte Gebäudebestand der SIB und der SGS versichert. Außerdem erhalten Mieter der Immobiliengruppe gegenüber anderen Versicherungsanbietern am Markt günstigere Konditionen. Die Versicherungsagentur ist ein wichtiger Baustein im Bereich der Serviceleistungen der Immobiliengruppe.

Über die Jahrzehnte hinweg hat sich das Tätigkeitsfeld aller unter der Immobiliengruppe Saarbrücken zusammengefassten Unternehmen maßgeblich verändert. Das reine Verwalten und Vermieten von preisgünstigem Wohnraum insbesondere für finanziell schwächer gestellte Bevölkerungsgruppen gehört längst der Vergangenheit an. Das Image des „Anbieters von Sozialwohnungen“ weicht immer mehr der Wahrnehmung der Immobiliengruppe Saarbrücken als verlässlicher Anbieter von zeitgemäßem Wohnraum, modernen Wohnformen und Dienstleistungen rund um das Wohnen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Unternehmensgruppe in den nächsten Jahren weiter entwickelt.