Dienstag, 23. Juli 2019

Brief der SGS an Spiegel TV

Die Saarbrücker gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH hat die Online-Redaktion nach der Ausstrahlung des Spiegel TV Beitrags "Saarbrooklyn" am 15. Juli 2019 angeschrieben. Nachfolgend der Wortlaut:

Spiegel TV vom 15.07.2019:

Diffamierung der Bewohner*innen auf der Folsterhöhe war unnötig und beleidigend

Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Berichterstattung von Spiegel TV am 15.07.2019 über „Saarbrooklyn“ hat bei vielen Saarbrücker Bürgerinnen und Bürgern Entsetzen ausgelöst. Sie schneiden einen Beitrag von knapp 25 Minuten Dauer dahingehend zusammen, dass einige wenige Menschen, die leider am Rande der Gesellschaft und/oder am Rande des Existenzminimums leben, den scheinbaren Querschnitt der Einwohnerinnen und Einwohner der saarländischen Landeshauptstadt bilden und stellen Saarbrücken als entzündeten Appendix der Republik dar.

Wir als kommunales Wohnungsunternehmen beschränken unsere Anmerkungen ausschließlich auf die Sequenzen im Wohnquartier Folsterhöhe im Stadtteil Alt-Saarbrücken:

Von den im Filmbeitrag angesprochenen neun Wohnblocks in der „Saarbrücker Platte“ sind acht Gebäude vom Keller bis zum Dach modernisiert. Die „ehemaligen Sozialwohnungen aus den 1960ern“ sind gut geschnitten, haben Balkon und man wohnt im Grünen. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner der Folsterhöhe sind langjährige Mieter und sie fühlen sich hier wohl. Für unsere Mieterinnen und Mieter haben wir als kommunales Wohnungsunternehmen der Landeshauptstadt Saarbrücken in den vergangenen 20 Jahren mehr als 30 Mio. Euro investiert, damit das Quartier auch weiterhin lebens- und liebenswert ist und bleibt. Uns liegt sehr viel daran, das negative Image der Folsterhöhe abzubauen, was Sie mit Ihrem Beitrag mehr als nur ad absurdum geführt haben.

Sie haben zahlreiche Menschen auf der Folsterhöhe, die gerne hier leben, stigmatisiert, weil sie einzelnen Personen, die sich abgehängt und weggedrängt fühlen, eine Plattform geboten haben.

Vor dem Schneiden eines wie jetzt ausgestrahlten Beitrags sollten sich die „Urheber“ Gedanken darüber machen, wie sie Menschen, die sich für ihr Zuhause einsetzen und sich dort wohl fühlen, brüskieren. Sie haben knapp 2.000 Menschen testiert, dass sie im „sozialen Abseits“ wohnen. Uns erreichen zahlreiche Anrufe von Bewohnerinnen und Bewohnern, die fassungslos sind und von uns als Vermieter erwarten, dass dieser Beitrag zurückgenommen und aus der Welt geschafft wird.

Wir sind uns darüber im Klaren, dass Ihnen der Beitrag gute Quoten beschert und Ihnen die Menschen im Quartier, die unter dieser Berichterstattung leiden, egal sind. Denn sonst hätten Sie den Kontakt mit uns gesucht, um sich ein Gesamtbild zu verschaffen.

Wir möchten es aber dennoch nicht versäumen, Ihnen unsere bislang getätigten Baumaßnahmen aufzulisten, auch wenn Sie Ihre Drehs auf den nicht sanierten Königsbruch 1-5 beschränkt haben, der im Übrigen zur umfassenden Modernisierung ansteht.

Energetische Sanierung der Sechs- und Neungeschosser
Flachdachsanierungen / Strangsanierungen
Modernisierung des 16-Geschossers
Modernisierung des 13-Geschossers Vogelsborn 2-6 

Bislang investiertes Volumen: 30.000.000 EUR

Modernisierung des 13-Geschossers beginnend mit Königsbruch 1 ab 2020: ca. 5.000.000 EUR

Eine Anmerkung noch zum Abschluss: In der Landeshauptstadt Saarbrücken leben 183.178 Menschen (Stand 30.06.2019). Die Wohnsituation in der Stadt ist ebenso vielfältig wie ihre Bewohner und sollte nicht auf den unsanierten 13Geschosser auf der Folsterhöhe begrenzt werden. Im Übrigen empfehlen wir bei youtube den Film „Crossover Folster 117“, der weit mehr ein realistisches Bild des Quartiers wiedergibt.

Mit freundlichen Grüßen

Hildegard Wald         Heinz-Peter Klein
Geschäftsführerin      Geschäftsführer